Walter Ulbricht

30. Juni 1893 Leipzig
01. August 1973 Groß Dölln

Er wurde als Sohn eines Schneiders geboren. In seiner Jugend erlernte er den Beruf des Möbeltischlers und wurde 1908 Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) und arbeitet aktiv im Arbeiterjugend-Bildungsverein Alt-Leipzig mit. 1910 trat er in die Gewerkschaftsbewegung und 1912 in die SPD ein. Während des Ersten Weltkriegs nahm er eine internationalistische Haltung ein, schloss sich dem Spartakusbund an und wurde Mitglied der KPD, als diese im Dezember 1918 gegründet wurde. Er arbeitete für den Parteiapparat und bekleidete verschiedene untergeordnete Positionen - so war er Bezirkssekretär in Sachsen und Mitglied der Ortsgruppenleitung in Halle-Merseburg und später in Leipzig. Im November 1922 reiste er zum ersten Mal mit der deutschen Delegation zum Vierten Kongress der Komintern nach Moskau.
Auf dem KPD-Parteitag 1923 wurde er zum Mitglied des Zentralkomitees und im selben Jahr zum kommunistischen Abgeordneten im Sächsischen Landtag gewählt, dem er bis 1928 angehörte. Als die Linken 1924 die KPD übernahmen, wurde er aus dem Zentralkomitee ausgeschlossen und nach Moskau geschickt, um die Partei im Sekretariat der Komintern für Mitteleuropa zu vertreten. Anschließend trat er dem Kominternapparat bei und nahm an einer von Ossip Pjatnizki im Februar 1926 nach Moskau einberufenen Konferenz über organisatorische Fragen teil. In den Jahren der Bolschewisierung der KPD war er insbesondere mit der Einschleusung kommunistischer Zellen in die Betriebe betraut, was ihm damals den Spitznamen "Zelle" einbrachte. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland nimmt er seine Parteiarbeit wieder auf und wird 1927 erneut in das Zentralkomitee gewählt, dem er dauerhaft angehört. 1928 wurde er als Abgeordneter in den Reichstag gewählt und nahm auch am Sechsten Kongress der Komintern teil, auf dem er zum stellvertretenden Mitglied des EKKI gewählt wurde. Im Mai 1929 wurde er Leiter der Berliner Organisation der KPD, im Juli nahm er am zehnten erweiterten Plenum des EKKI teil und im August und September 1932 war er auf dem zwölften erweiterten Plenum anwesend.
Nach der Machtübertragung an Hitler im Januar 1933 leitete Ulbricht weiterhin die klandestine kommunistische Bewegung in Berlin, bis er im Oktober nach Prag abreiste; anschließend schloss er sich der in Paris stationierten KPD-Führung an. Auf dem Siebten Kongress der Komintern 1935 spricht er unter dem Namen Walter und wird zum stellvertretenden Mitglied des EKKI gewählt. In den Jahren 1936/37 war er während des Bürgerkriegs in Spanien. Im Januar 1938 ließ er sich in Moskau nieder, wo er in der Komintern arbeitete und zusammen mit Wilhelm Pieck die KPD leitete; er verfolgte treu Stalins Politik, einschließlich des Nichtangriffspakts mit Hitler. 1943 war er an der Gründung des Nationalkomitees Freies Deutschland beteiligt und leitete die politische Umerziehung der deutschen Offiziere. Am 29. April 1945 kehrte er nach Berlin zurück, wo er die Wiedergründung der Kommunistischen Partei Deutschlands überwachte. Bei der Gründung der SED im April 1946 wurde er deren stellvertretender Vorsitzender und Mitglied des Politbüros und Sekretariats. Von Juli 1950 bis Juli 1953 war er Generalsekretär der Partei, danach wurde er Erster Sekretär. Als im Oktober 1949 die DDR-Regierung gebildet wurde, wurde er deren stellvertretender Vorsitzender. Im September 1960 trat er zurück, um nach dem Tod von Wilhelm Pieck den Vorsitz des Staatsrates - d.h. die Leitung der DDR - zu übernehmen.
Nach Stalins Tod leitete Ulbricht die SED-Delegationen zu allen wichtigen Moskauer Konferenzen, darunter der 20. Kongress der KPdSU im Februar 1956, die Weltkonferenz der kommunistischen und Arbeiterparteien im November 1957, das Treffen der 81 kommunistischen und Arbeiterparteien im November 1960, der 22. Kongress der KPdSU im Oktober 1961, sowie den 23. Kongress im März 1966. Am 3. Mai 1971 trat er als Erster Sekretär der SED zurück und wurde durch Erich Honecker ersetzt.
Am 1. August 1973 starb Walter Ulbricht in Döllnsee.


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