Barnet Licht

15. Mai 1874 Vilnius
03. Mai 1951 Leipzig
 
Barnet Licht wurde am 15. Mai 1874 in Vilnius geboren, wuchs jedoch in New York auf. Dem Wunsch seiner Eltern, Rabbiner zu werden, kam er nicht nach sondern versuchte schon in jungen Jahren sich selbständig zu organisieren. Er nahm verschiedenste Hilfsjobs an und lernte die sozialen Probleme der einfachen Bevölkerung kennen. Aber auch das kulturelle Potential des Proletariats bemerkte er in dieser Zeit und gründete 1891 einen Chor in Brooklyn. Er widmete sein Schaffen fortan dem Chorgesang, half als Organist und Chorsänger aus oder komponierte.
Am 08. Oktober 1989 immatrikulierte er sich am Königlichen Conservatorium der Musik in Leipzig und studierte Musiktheorie/Komposition, Klavier, Viola, Orgel und Gesang. Seine Verbindung zu Arbeiterchören behielt er bei und versuchte der proletarischen Bevölkerung in vielfältiger Weise musikalische Erlebnisse zu vermitteln. So war er 1901 beim Männerchor Rütli aus dem damaligen Industrieviertel Plagwitz angestellt, übernahm zwischen 1904 und 1907 weitere Arbeiterchöre Leipzigs, welche sich bei größeren Auftritten zum Chorverband der "Lichtschen Chöre" zusammenschlossen, bot Chormitgliedern kostenlosen Instrumentalunterricht an und gründete 1923 ein Arbeiterorchester. Als Leiter der Musikabteilung des Arbeiter-Bildungs-Instituts von 1911 - 1928 knüpfte er zahlreiche Kontakte zu bekannten Künstlern, Ensembles und Insitutionen und organisierte günstige Konzert- und Probenbesuche für Arbeiter. Ab Mitte der 1920er engagierte er sich ebenfalls im Künstlerischen Beirat der Vereinigsten Gefangenenanstalten für die musikalische Erziehung Straffälliger und betreute Leipziger Gefangenenchöre.
Nach der Machtergreifung durch die Faschisten wurden der Lichtsche Chorverband im Mai 1933 sowie andere Leipziger Arbeiterchöre verboten. Bestrebungen zur Legalisierung wurden am 22. August 1935 im Zuge der Massenausschlüsse von Musikern jüdischer Herkunft aus der Reichsmusikkammer zunichte gemacht. In den folgenden Jahren widmete er sein Schaffen dem Erhalt jüdischer Musikkultur, leitete Synagogenchöre, gab privaten Unterricht und litt unter den Repressionen der Faschisten gegenüber Juden. Mit seiner Frau Gertrud, versuchte er mit Hilfe der Quäker nach England auszureisen, beide wurden jedoch am 14. Februar 1945 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie bis zur Befreiung des Lagers blieben. 
Am 21. Juli 1945 kehrten Barnet und Gertrud Licht zurück nach Leipzig und Barnet Licht knüpfte an seine ehemaligen Tätigkeiten an. Zu ehemaligen Chormitgliedern nahm er Kontakt auf und im September 1945 trat der Synagogenchor erstmals wieder auf ebenso wie der Lichtsche Chorverband im Februar 1946. Ebenfalls 1946 kandidierte Barnet Licht als Stadtverordneter für die SED, ein Platz wurde nach ihm benannt und er erhielt den Professorentitel. 1950 zwangen ihn wachsende gesundheitliche Probleme die Leitung der Chöre aufzugeben und Barnet Licht verstarb am 03. Mai 1951 in Leipzig. 


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