Dr. Georg Sacke

20. Dezember 1901 Kischinjow/Russland 
27. April 1945 Lübeck
 
Georg Sacke verlebte Kindheit und frühe Jugend in der russischen Stadt Kischinjow, in der sein Vater als Sprachlehrer tätig war. Als nach der Oktoberrevolution rumänische Interventionstruppen in Bessarabien einfielen und die Sowjetmacht in diesem Gebiet beseitigten, übersiedelte Georg Sackes Familie nach Deutschland. Seit 1921 besuchte er an der Leipziger Universität Vorlesungen über Nationalökonomie, Philosophie, Geschichte und Slawistik und erwarb 1929 mit der Arbeit "W. S. Solowjews Geschichtsphilosophie" den Grad eines Dr. phil. Er wurde Assistent in der osteuropäischen Abteilung des Instituts für Kultur- und Universalgeschichte und wirkte nach seiner 1932 erfolgten Habilitation als Privatdozent für osteuropäische Geschichte.
Georg Sacke hatte sich die Mittel für sein Studium in harter Arbeit auf dem Bau und als Heizer erwerben müssen. 1921 schloß er sich dem Verband sozialistischer Studentengruppen an. Bis 1935 leistete er eine umfangreiche Arbeit auf dem Gebiet der Arbeiterbildung. Schon 1925 gab er Arbeitslosen russischen Sprachunterricht. Seit 1929 hielt er an der Leipziger Volkshochschule regelmäßig Vorlesungen über die Entwicklung des sozialistischen Aufbaus und den Fünfjahrplan in der Sowjetumion. Georg Sacke gehörte zu der Gruppe fortschrittlicher Lehrkräfte an der Leipziger Universität, die energisch gegen die Umtriebe faschistischer Studenten auftraten und für die Freundschaft mit der Sowjetunion warben. 
Im April 1933 wurde Georg Sacke von der Universität verwiesen. Er blieb mit einer Gruppe ehemaliger, antifaschistisch gesinnter Hörer verbunden und studierte mit ihnen marxistisch-leninistische Schriften. In engem Kontakt mit Dr. Maria Grollmuß und dem Sozialdemokraten Dr. Hennann Reinmuth, seinem langjährigen Freund, half Georg Sacke, umfangreiche Geldmittel für die Unterstützung politischer Gefangener aufzubringen. Im Dezember 1954 wurde er verhaftet und trotz Freispruchs ein Jahr im KZ Sachsenburg eingekerkert. Nach seiner Freilassung schloß er sich dem Kreis von Antifaschisten an, der sich um dem Maler Alfred Frank gesammelt hatte und zu dem auch Wolfgang Heinze gehörte. 
Im Herbst 1940 übersiedelte Georg Sacke nach Hamburg und arbeitete im Weltwirtschaftsarchiv als Referent. In dieser Tätigkeit hatte er Zugang zu allen großen ausländischen, auch zu sowjetischen Zeitungen. Er fertigte daraus Auszüge an und gab sie an seine Leipziger Freunde weiter, die sich der von Georg Schumann geleiteten Parteiorganisation der KPD Sachsens angeschlossen hatten. Mit diesen Materialien unterstützte er auch eine Gruppe antifaschistischer Arbeiter des Hamburger Rüstungsbetriebes Blohm & Voß. Gleichzeitig leitete er den Hamburger Arbeitern die Flugschriften der sächsischen Antifaschisten zu, die ihm von Alfred Frank übergeben wurden. Im Sommer 1944 erhielt Georg Sacke auch das Dokument der operativen Leitung der KPD und des antifaschistischen Kampfes in Deutschland ,,Wir Kommunisten und das Nationalkomitee ,"Freies Deutschland" " . Es wurde in seiner Wohnung Hamburger Antifaschisten erläutert. 
Am 15. August 1944 verhaftete ihn die Gestapo, brachte ihn nach Fuhlsbüttel und im März 1945 in das KZ Neuengamme. Von hier aus musste er im April 1945 mit Tausenden politischen Gefangenen den Marsch nach Lübeck antreten. Krank und von den Strapazen des Weges erschöpft, brach Georg Sacke auf dem Kai in Lübeck zusammen. Er wurde von SS-Leuten ermordet.
 
 
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