Georg Schumann

28. November 1886 Reudnitz bei Leipzig 
11. Januar 1945 Dresden
 
Georg Schumann gehörte zu den Sozialisten, die bereits lange vor dem ersten Weltkrieg entschieden gegen Imperialismus, Militarismus und Krieg auftraten, in den Jahren der Weimarer Republik den Kampf gegen imperialistische Reaktion und Faschismus, für Frieden und Sozialismus organisierten und unter dem Hitlerregime das Leben einsetzten für den Sturz der faschistischen Diktatur, für die Errichtung eines demokratischen und friedliebenden Deutschlands. Sein ganzes Leben widmete er dem Kampf für den Triumph der weltverändernden Ideen von Karl Marx, Friedrich Engels und W. I. Lenin.
Sein Vater war Steindrucker und hatte während des Bismarckschen Sozialistengesetzes in den Reihen der Leipziger Arbeiterbewegung gekämpft. Er erzog seine Kinder zu Revolutionären. 1905, nach Beendigung der Lehre als Schlosser trat Georg Schumann dem DMV und der Sozialdemokratischen Partei bei. Seit 1905 lebte er in Erfurt und später in Jena und wurde einer der Führer der thüringischen Arbeiterjugendbewegung, deren Landesorganisation er von 1907 bis 1912 leitete. Nach sechsmonatigem Studium an der sozialdemokratischen Parteischule nahm er im März 1913 auf Vorschlag Rosa Luxemburgs die journalistische Tätigkeit an der "Oberfränkischen Volkszeitung" auf. Ein Jahr später wurde er Redakteur der ,,Leipziger Volkszeitung".
Er vertrat die Ansichten der Linken in der Sozialdemokratie und kämpfte während des ersten Weltkrieges mit Karl Liebknecht für die revolutionäre Beendigung des Krieges. Georg Schumann nahm an der Reichskonferenz der Gruppe "Internationale" am 1. Januar 1916 teil und gehörte zu den Vertretern der Spartakusgruppe auf der illegalen Konferenz der oppositionellen sozialistischen Jugend in Jena Ostern 1916. Auf Betreiben rechter sozialdemokratischer Funktionäre wurde er im Sommer 1916 aus der Redaktion der ,,Leipziger Volkszeitung entlassen. Auch nach seiner Einberufung zum Militär im September 1916 setzte Georg Schumann seine antimiitaristische Tätigkeit fort. Deshalb wurde er im November 1917 vor ein Kriegsgericht gestellt und zu sechs Monaten Militärgefängnis verurteilt. 
Am 4. Januar 1919 bildeten Georg Schumann, Walter Ulbricht, William Zipperer und andere Revolutionäre die Organisation der KPD in Leipzig. Georg Schumann sicherte im April und Mai 1919 in Leipzig die weitere Herausgabe des in Berlin zeitweilig verbotenen Zentralorgans der jungen KPD, "Die Rote Fahne". Nachdem er führend am Aufbau der Bezirksorganisation Mitteldeutschland der KPD mitgewirkt hatte, wurde er Chefredakteur des in Halle erscheinenden Bezirksorgans ,,Klassenkampf". Von Frühjahr 1921 bis Anfang 1923 war er Politischer Sekretär der Bezirksleitung Halle-Merseburg der KPD und übte die gleiche Funktion von Anfang 1927 bis Anfang 1929 im Bezirk West-Sachsen aus. Georg Schumann nahm an fast allen Parteitagen der KPD teil. Von Dezember 1920 bis Januar 1923 war er Mitglied des Zetralausschusses der KPD, wurde auf dem 8. Parteitag im Januar 1925 in die Zentrale gewählt und gehörte dieser bis 1924 sowie zwischen dem 11. und 12. Parteitag, von März 1927 bis Anfang 1929, dem Zentralkomitee der KPD an. Bis zu seinem Ausschluß durch rechte Gewerkschaftsführer im Jahre 1928 nahm Georg Schumann an den Verbandstagen des DMV teil und zählte seit 1921 zu den führenden Funktionären der RHD. Von 1921 bis 1924 war Georg Schumann Mitglied des Preußischen Landtags und seit 1928 Abgeordneterdes Reichstags. Hier arbeitete er im Strafrechts- und Wohnungsausschuß mit. Mehrmals ließen die Justizorgane der Weimarer Republik den revolutionären Arbeiterführer einkerkern. 
Georg Schumann nahm am 7. Februar 1933 an der Tagung des Zentralkomitees der KPD in Ziegenhals bei Berlin teil, auf der Ernst Thämann zum letzten Mal zu den Funktionären der Partei sprach. Während die Gestapo nach ihm fahndete, führte Georg Schumann Aufträge der Parteiführung in verschiedenen Gebieten Deutschlands durch und begab sich im Frühsommer 1933 nach Breslau, um mit anderen Genossen die antifaschistische Arbeit im Bezirk Schlesien der KPD zu organisieren. Hier wurde er im Juni 1933 verhaftet und im August 1934 zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Als die Haftfrist abgelaufen war, verschleppten ihn die Faschisten aus dem Zuchthaus Waldheim in das KZ Sachsenburg und im Sommer 1937 nach Sachsenhausen. Hier gehörte er der illegalen Leitung der KPD an. 
Nach sechsjähriger Haft wurde Georg Schumann im Juni 1939 nach Leipzig entlassen. Er fand Anschluß an illegal arbeitende Kommunisten und stand bald an der Spitze der Bezirksorganisation der KPD in Sachsen. Unterstützt von Otto Engert und Kurt Kresse gelang es dem erfahrenen Funktionär während des zweiten Weltkrieges, entsprechend den Direktiven des Zentralkomitees die getrennt voneinander arbeitenden Widerstandsgruppen in Sachsen zusanmmenzufassen und das Netz der Verbindungen zu Widerstandsgruppen in Rüstungsbetrieben, zu Sozialdemokraten sowie Angehörigen der Intelligenz zu erweitern. In Flugblättern rief die Leitung zur Störung der Kriegsproduktion auf und gab Hinweise für die Organisierung des Widerstandes. Zur einheitlichen Orientierung der Parteikader erarbeiteten Georg Schumann und Otto Engert die ,,Leitsätze über die Liquidierung des imperialistischen Krieges und der Naziherrschaft", in denen die enge Zusanmmenarbeit mit der Sowjetunion im Kampf um die soziale und nationale Befreiung des deutschen Volkes betont wurde. 
Enge Verbindungen bestanden zwischen den Funktionären in Sachsen und den Bezirksorganisationen der KPD in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Berlin sowie zu Organisationen in Hamburg, Bayern, im Rhein-Ruhrgebiet und in Württemberg. 
Seit Herbst 1945 war Georg Schumann Mitglied der operativen Leitung der KPD und des antifaschistischen Widerstandskampfes in Deutschland, der außer ihm Anton Saefkow, Franz Jacob, Theodor Neubauer, Martin Schwantes und Bernhard Bästlein angehörten. Mit ganzer Kraft setzte sich Georg Schumann dafür ein, auf der Grundlage der Beschlüsse und Weisungen des Zentralkomitees der KPD und der politischen Linie des NKFD Hitlergegner aus allen Schichten der Bevölkerung in einer gemeinsamen Kampffront zu vereinen. 
Am 19. Juli 1944 fand die Tätigkeit Georg Schumanns durch seine Verhaftung ein jähes Ende. Die faschistische Justiz verurteilte ihn, Otto Engert und Kurt Kresse am 21. November 1944 zum Tode. In der unerschütterlichen Überzeugung, dass die Sache des Friedens und des Sozialismus, für die er lebte und kämpfte, auch in Deutschland siegen wird, ging der ergraute Revolutionär wenige Wochen vor der Befreiung des deutschen Volkes vom Faschismus in Dresden den Weg zur Richtstätte. 
 
Meine liebe Hanni! 
So muß ich nun doch von Dir scheiden, ohne Dich noch mal gesehen zu haben. Lebe wohl und laß es Dir in Deinen letzten Lebensjahren noch gut gehen. Nimm es Dir nicht so sehr zu Herzen, daß ich auf diese Weise von Dir und den Kindern scheide, und halte mich in gutem Angedenken. Mit unseren Kindern und Enkelkindern kannst Du noch glückliche Tage verleben. Für alles Gute in den langen Jahren unseres gemeinsamen Lebens sage ich Dir meinen besten Dank. Ruth hat mich ja hier besucht. Ich wünsche ihr alles Gute und vor allem, daß Kurt gesund wiederkommt und mit Ruth und seinen Kindern ein glückliches Leben führen kann. Auch der kleinen lieben Ursula wünsche ich ein gutes Gedeihen und eine glückliche Zukunft ebenso wie dem kleinen Bernd, der mich ja nicht mehr kennenlernt. Für Horst einen warmen Händedruck. Er soll seinen guten Charakter behalten und tapfer durchs Leben gehen. Er wird sich gern ebenso wie Ruth für Dich mit einsetzen und Dir Deine letzten Lebensjahre erleichtern. So lebt also wohl, laßt Euch nochmals herzlichst grüßen und küssen. Besonders herzliche Umarmung aber Dir, liebste Hanni, 
Dein Georg und Euer Vater
 
 
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