Georg Schwarz
27. März 1896 Zwenkau bei Leipzig
12. Januar 1945 Dresden
Als Kriegsfreiwilliger zog der junge Georg Schwarz 1914 an die Front. Im Leid und Grauen des Krieges reiften in ihm Erkenntnisse über die gesellschaftlichen Hintergründe des Völkermordens, und als erbitterter Gegner der imperialistischen Kriegstreiber kehrte er zurück. Seine Kameraden wählten ihn während der Novemberrevolution 1918 in den Soldatenrat. 1920 schloß er sich der KPD an.
Georg Schwarz gab den Bäckerberuf auf und suchte sich Arbeit in Leipziger Metallbetrieben. Jahrelang wirkte er als Betriebsratsvorsitzender in der Eisengießerei Max Jahn. Konsequent vertrat er die Forderungen seiner Kollegen und sorgte als Leiter der Betriebszelle der KPD für ein kameradschaftliches Verhältnis zu den sozialdemokratischen Arbeitern. Als die Unternehmer 1928 Georg Schwarz zu maßregeln versuchten, erzwang die Belegschaft durch einen mehrtägigen Streik seine Wiedereinstellung.
Georg Schwarz war ein belesener Arbeiter. Seine hohe Allgemeinbildung konnte er auf den Parteischulen in Hohnstein und Berlin durch das Studium der Klassiker des Marxismus-Leninismus ergänzen und vertiefen. Von 1929 bis 1933 wirkte er als Politischer Sekretär der Unterbezirke Leipzig, Flöha und Zwenkau, und 1929 und 1930 war er Abgeordneter des Sächsischen Landtags.
Schon in den ersten Tagen der faschistischen Gewaltherrschaft wurde Georg Schwarz verhaftet und musste bis April 1954 in den Konzentrationslagern Hohnstein und Sachsenburg physische und psychische Misshandlungen vertierter SA- und SS-Wachen erdulden. Nach seiner Entlassung reihte er sich wieder in die illegale Kampffront ein. Während des zweiten Weltkrieges gehörte er zu den führenden Funktionären in der von den Kommunisten Georg Schumann, Otto Engert und Kurt Kresse geleiteten Parteiorganisation Sachsens. Er nahm an ihren Beratungen über die Weiterführung des Kampfes für den Sturz der faschistischen Diktatur und die Beendigung des Krieges teil und nutzte in seinem Betrieb alle Möglichkeiten, um das Programm des NKFD bekanntzumachen. Er verbreitete die Flugschriften der sächsischen Antifaschisten ,,Erfahrungen und Lehren aus dem Bombenkrieg", ,,Widerstand gegen Krieg und Naziherrschaft" und übermittelte einer Gruppe französischer Zwangsarbeiter in Espenhain regelmäßig politische Informationen und antifaschistische Literatur. Georg Schwarz wurde im Juli 1944 verhaftet und mit seinen Freunden und Kampfgefährten Alfred Frank, Arthur Hoffimann, Karl Jungbluth und William Zipperer im November 1944 zum Tode verurteilt und später in Dresden hingerichtet.
12. Januar 1945
Meine Lieben!
Ich befinde mich in der Übergangszelle und werde in ungefähr drei Stunden hingerichtet.
Es ist 11 Uhr vielleicht.
An eine Begnadigung ist nicht zu denken.
Euch trifft es ja am stärksten. Meines Mitgefühls und meiner Liebe zu Euch braucht es keiner Erklärung. Ich bin vollkommen ruhig, nur die Schreibgelegenheit ist mies. Ich schreibe an der Wand mit kleinenm Stift bei schwacher Beleuchtung. Nehmt es mir nicht übel, daß ich Euch diesen Schmerz bereiten muß. Grüßt mir Ida, Richard, Seppel und sämtliche Bekannten und Freunde, die ich nicht erwähne.
Morgen ist für mich alles vorbei.
Ich wünsche Euch Kraft und Haltung, männlich zu überwinden. Jetzt sind wir Leipziger noch beisammen.
Zum letzten Gang fühle ich mich stark genug.
Möge das Leid wie der Krieg bald hinter Euch liegen.
Ich wollte für Euch alle nur das Beste.
In diesem Gedanken umarme ich Euch mit vielen Küssen.
Besonders Du, meine liebe Muttel, Sonja und Gerd, tragt es aufrecht.
In unendlicher Liebe
Euer Papsch und Bruder
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