Georgi Dimitroff

18. Juni 1882 Kovatschevzi
02. Juli 1949 Barwicha bei Moskau

Am 18. Juni 1882 wurde Georgi Dimitroff im bulgarischen Dorf Kovatschevzi als erstes von acht Kindern einer Handwerkersfamilie geboren. Bereits mit 12 Jahren war er gezwungen, die Schule zu verlassen und begann eine Lehre in einer Druckerei. Schnell kam er hier in Kontakt mit der kämpferischen Arbeiterbewegung und beteiligte sich an einem Streik der Druckereiarbeiter - 1900 trat er dem Arbeiterverein der Buchdrucker in Sofia bei.
Trotz der täglichen, schweren Arbeit ging der junge Dimitroff in diesen Jahren daran sich systematisch und selbstständig mit den Schriften bulgarischer und russischer revolutionärer Demokraten zu beschäftigen und seine Bildungslücken zu füllen. 1902 trat der jetzt 20-jährige Dimitroff der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Bulgariens bei, von welcher sich 1903 ein revolutionär-marxistischer Flügel unter dem Namen Bulgarische Sozialdemokratische Arbeiterpartei - Engere Sozialisten abspaltete. Diesem Flügel schloss sich Dimitroff 1904 an und war bereits im selben Jahr Delegierter auf dem von den Engsozialisten gegründeten Allgemeinen Arbeitergewerkschaftsbundes (AAGB). In den Folgejahren engagierte er sich auf verschiedenste Weise in den Kämpfen der Arbeiterklasse, unterstützte Streiks, half Gewerkschaften aufbauen, sprach auf öffentlichen Veranstaltungen und sammelte Fakten über die kapitalistische Ausbeutung. Seine Fähigkeiten als Organisator, Agitator, Führer der Massen, sein klarer Geist und seine scharfen Analysen wurden hoch geschätzt und Dimitroff 1909 zum Mitglied des Zentrakomitees der Engsozialisten gewählt. Im Auftrag der Partei und des AAGB organisierte und unterstützte er in den Folgejahren trotz sich verschärfender gesellschaftspolitischer Lage und Verfolgung die häufiger werdenden Arbeitskämpfe und nahm an internationalen Gewerkschaftskonferenzen teil. Von 1913 bis 1923 gehörte er ebenfalls dem bulgarischen Parlament an und setzte sich gegen den imperialistischen Krieg ein, dessen Chauvinismus auch das kapitalistische Bulgarien erfasst hatte.
Die mittlerweile unter dem Vorzeichen der Oktoberrevolution umbenannte Bulgarische Kommunistische Partei und Dimitroff waren überzeugt davon, dass nach dem Krieg eine revolutionär sozialistische Phase folgen würde. Im Auftrag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (Bolschewiki) versuchten sie im Herbst 1923 die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der herrschenden Regierung zu nutzen und einen Aufstand zu organisieren, welcher jedoch blutig niedergeschlagen wurde. In Folge dessen, war Dimitroff gezwungen ins Exil zu flüchten, aus welchem er erst 22 Jahre später zurückkehren sollte.
Er lebte unter wechselnden Identitäten in verschiedenen Ländern Europas, hauptsächlich in Österreich. Wo er hinkam, suchten die Genossen Kontakt zu ihm und schätzten seine Ratschläge. Ab 1923 war er als politischer Instrukteur der Kommunistischen Internationale für den Bereich der Balkanstaaten eingesetzt und übernahm ab 1924 nach eskalierenden Fraktionsauseinandersetzungen in der Kommunistischen Partei Österreichs im Auftrag des Exekutivkomitees der Komintern vorübergehend ihre Vertretung. Er reist unter falschem Namen weiterhin zu Kongressen der Gewerkschaftsinternationalen sowie Weltkongressen der Kommunistischen Internationalen. Prägend für die gesamte kommunistische Bewegung waren hierbei seine Analysen über den Faschismus, welche er aufgrund seiner Erfahrungen und mithilfe Lenins Imperialismustheorie entwickte.
Regelmäßig hielt er sich auch im Deutschen Reich auf, wo er am 09. März 1933 von den Nationalsozialisten festgenommen wurde. Schnell war klar, dass Dimitroff und zwei weiteren bulgarischen Genossen die Organisation und Mittäterschaft am Reichstagsbrand angehängt werden sollte, bei dem auch der Niederländer Martin van der Lubbe festgenommen wurde. In einem international Aufsehen, Proteste und Solidarität erregenden Prozess vor dem damaligen Reichsgericht in Leipzig verteidigte sich Dimitroff selbst und entlarvte das abgekartete Spiel der Nationalsozialisten, welche versuchten den Brand im Reichstag Kommunisten zuzuschieben, um eine Repressionswelle gegen ihre politischen Feinde zu rechtfertigen. In seinen Verteidigungsreden bekannte sich Dimitroff klar und ohne jede Furcht zu seinen kommunistischen Idealen, den kommunistischen Parteien Europas und stellte den menschenverachtenden, reaktionären Charakter des Faschismus im Deutschen Reich und weltweit heraus. Weder die faschistischen Reichsanwälte, noch die faschistischen Funktionäre Göring und Goebbels, welche ebenfalls als Zeugen geladen waren, konnten seiner scharfen Argumentation und Beweisführung etwas entgegensetzen, sodass weder ihm noch der KPD eine Mittäterschaft nachgewiesen werden konnte. Am 27. Februar 1934 wurde er in die Sowjetunion abgeschoben, deren Staatsbürgerschaft er erhalten hatte und wurde hier von seinen Genossen begeistert empfangen.
Nach einiger Zeit der Genesung von den Strapazen des Prozesses betätigte sich Dimitroff als Mitglied des politischen Sekretariats der Kommunistischen Internationalen und widmete sich insbesondere den Analysen des Faschismus und notwendiger Strategien der Kommunisten gegen eben jenen. Auf dem VII. Weltkongress stellte er seine wohl bekannteste Rede: "Die Offensive des Faschismus und die Aufgaben der Kommunistischen Internationale im Kampf für die Einheit der Arbeiterklasse gegen den Faschismus" vor, in welcher er für eine engere Zusammenarbeit der Kommunistischen Parteien mit den Sozialdemokraten zum Kampf gegen den Faschismus plädierte. Auf diesem Kongress wurde er ebenfalls zum Generalsekretär der Komintern gewählt. Nach deren Auflösung im Jahr 1943 wurde Dimitroff Abteilungsleiter der Abteilung Internationale Information beim ZK der KPdSU. Dies blieb er bis zu seiner Heimkehr nach Bulgarien im November 1945.
Am 09. September 1944 führte die revolutionäre Arbeiterbewgung Bulgariens unter der Leitung der BKP und Dimitroffs mit Hilfe der Sowjetarmee den lange vorbereiteten Aufstand gegen die eigene faschistische Regierung durch. Im befreiten Bulgarien wurde Dimitroff 1946 Ministerpräsident und widmete sich in den Folgejahren wieder dem politischen Geschehen seiner Heimat. Besonders widmete er sch dabei dem Aufbau der durch den Krieg zerstörten Wirtschaft, der schrittweisen Kollektivierung von Privateigentum und dem befreien institutioneller Positionen von alten faschistischen und reaktionären Kadern. 
Gezeichnet von seinem ereignisreichen Leben starb der Wegweisende Revolutionär am 02. Juli 1949 nach schwerer Krankheit im Sanatorium Barchiwa bei Moskau.

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