Harry Kuhn

04. Juli 1900 Leipzig
14. Mai 1973 Berlin

Harry Kuhn wurde am 04. Juli 1900 als siebtes Kind einer Schneiderfamilie geboren. Von 1907 bis 1915 besuchte er die Volksschule und absolvierte im Anschluss bis 1919 eine Ausbildung zum Schneider in Leipzig. In diesem Beruf war er bis 1921 tätig.
Bereits während seiner Ausbildungszeit schloss er sich der Sozialistischen Arbeiter-Jugend an und war Mitglied der Schneidergewerkschaft. 1918 zählte er zu den Mitbegründern der Freien Sozialistischen Jugend, welche als marxistische und der KPD nahestehende Arbeiterjugend-Organisation vom 27. Oktober 1918 bis September 1920 bestand und ab 1920 in Kommunistischer Jugendverband Deutschlands umbenannt wurde. Von 1918 - 1921 war Harry Kuhn ihr Politischer Leiter in Leipzig. 1921/1922 war er Sekretär des KJVD für den Bezirk Halle-Merseburg bis er von 1922 - 1924 in das Zentralkomitee des KJVD berufen wurde. Ab 1923 war Harry Kuhn ebenfalls Mitglied der KPD. Im Jahr 1924 hielt sich Kuhn in der UdSSR sowie in England auf, kehrte aber im gleichen Jahr zurück nach Leipzig und arbeitete bis 1926 als Schneider.
In den folgenden Jahren betätigte sich Harry Kuhn in verschiedenen Pressezusammenhängen. So zum Beispiel 1927 als Redaktionsvolontär bei der "Hamburger Volkszeitung", als Redakteur der "Arbeiterstimme" in Hannover und 1927 - 1929 als Redakteur und Istrukteur im Pressedienst des Zentralkomitees der KPD. 1929 wurde er der "Versöhnlergruppe" zugerechnet, welche für eine Einheitsfrontpolitik mit der SPD und die aktive Mitarbeit in der freien Gewerkschaft eintrat, aber damit der zu der Zeit in der Partei verbreiteten "Sozialfaschismusthese" und Politik der Revolutionären Gewerkschafts-Opposition entgegenstanden. Von 1929 bis 1931 war Harry Kuhn arbeitslos bis er eine Anstellung als Buchhändler in Frankfurt am Main fand. Von 1931 bis 1933 wirkte er in Hannover ebenfalls als Redakteur der "Arbeiter-Zeitung".
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 widmete sich Harry Kuhn der illegalen Parteiarbeit und übernahm die Organisatorische Leitung des KPD - Unterbezirks Frankfurt (Main). Im Juni 1933 wurde er verhaftet und 1934 vor dem "Volksgerichtshof" wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt, welche er in Haft in Frankfurt (Main) sowie im Zuchthaus Luckau verbrachte. Nach seiner Haftentlassung 1936 schlug er sich mit Aushilfsarbeiten in Berlin durch und kehrte 1937 nach Leipzig zurück. Hier arbeitete er bis 1939 als Schneider, wurde jedoch erneut wegen seiner illegalgen Aktivitäten für die KPD verhaftet und bis 1945 in das KZ Buchenwald verschleppt, wo er ab 1943 dem Internationalen Lagerkomitee angehörte.
Nach Kriegsende beteiligte er sich als Politischer Leiter der Leipziger KPD am Neuaufba der Stadtverwaltung und war 1945 bis 1948 Mitarbeiter der Deutschen Verwaltung für Arbeit und Sozialfürsorge als Leiter der Abteilung Arbeit an den Massen, Information und Schulung. Nach einem Studium an der Parteihochschule der SED in den Jahren 1948/49 war er bis 1951 Generalsekretär der Vereinigung der Verfolgten das Naziregimes (VVN). 1951 wurde Harry Kuhn in einem Untersuchungsbericht der Zentralen Parteikontrollkommission "mangelnde Wachsamkeit gegenüber Parteifeinden" vorgeworfen und er wurde aller Ämter enthoben. In den folgenden 2 Jahren war er Redakteur in der Sozialversicherung (gesetzliche Kranken-, Unfall- und Rentenversicherung für Arbeiter und Angestellte in der DDR) und mit dem Aufbau des Referats Presse und Information betraut. Von 1953 bis 1962 fungierte Harry Kuhn als Sekretär und Abteilungsleiter für nationale und internationale Arbeit im Zentralvorstand der Gewerkschafts Wissenschaft. Im Anschluss war er bis 1971 Mitarbeiter des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten und Chefredakteur der Zeitschrift "Außenpolitische Korrespondenzen".
Am 14. Mai 1973 starb der verdiente Kommunist Harry Kuhn in Berlin. Seine Urne wurde in der Grabanlage Pergolenweg der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde beigesetzt.

Text: [107; 108]

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