Heinrich Büchner

08.02.1885 Großliebringen (heute Ilmtal)
02.05.1943 Leipzig
 
Über die Kindheit und Jugend des Kommunisten Heinrich Büchner ist nicht viel bekannt. Nachdem er 1914 bis 1918 am Ersten Weltkrieg teilgenommen hatte und als Invalide und Kriegsgegner wiederkehrte, wurde er Mitglied in der KPD und in der Roten Hilfe. Hier lernte er auch den Genossen Otto Adam kennen, mit dem er eng zusammenarbeitete. Gegen die Nationalsozialisten betätigte er sich illegal und wurde 1936 das erste mal verhaftet, jedoch kurze Zeit später wieder freigelassen. 
Nach seiner Freilassung arbeitete er als Maschinist in der Fabrik A. Hogenforst, wo er Gleichgesinnte um sich sammelte, Hilfe für Zwangsarbeiter organisierte sowie ausländische Nachrichten verbreitete und Handzettel sowie Flugblätte in Umlauf brachte. Darüber hinaus versorgte Heinrich Büchner verfolgte Juden und Emigranten mit Lebensmitteln und Bekleidung, unterstützte sie finanziell und gab ihnen Obdach. Mithilfe eines versteckt angelegten Lagers organisierte er diese Hilfe gemeinsam mit Freunden. Mit selbst hergestellten Stempeln brachte er außerdem Losungen gegen die NS - Diktatur an gut sichtbaren Stellen in der Stadt an.
Dabei wurde er am 01.05.1943 von einem Pförtner einer Leipziger Kaserne beobachtet, welcher Soldaten alarmierte, die Büchner überwältigten und verhafteten. Auf das Kasernenschild hatte er "Hunger" aufgedruckt. Wegen eben solcher Drucke sowie "Hitler läßt hungern" suchte die Gestapo, welcher er jetzt übergeben wurde, bereits seit längerer Zeit nach ihm. Unmittelbar nach seiner Festnahme misshandelten die Faschisten Heinrich Büchner so schwer, dass er in der Nacht an seinen Verletzungen verstarb. Die Gesichts- und Schädelverletzungen, die nach seinem Tod festgestellt wurden, widersprechen der von der Gestapo verbreiteten Schilderung, Büchner hätte sich selbst mit einem Handtuch an einem Heizkörper aufgehangen.
Sowohl sein Freund und Genosse Otto Adam als auch Büchners Ehefrau wurden zeitgleich oder kurze Zeit nach ihm verhaftet. Für die ihm vorgeworfene "Wehrkraftzersetzung", "Feindbegünstigung" und "Vorbereitung zum Hochverrat" wurde Otto Adam zum Tode verurteilt und hingerichtet. Büchners Ehefrau wurde im Zusammenhang mit Adams Prozess nach viermonatiger Haft im KZ Ravensbrück wegen Mitwisserschaft zum Hochverrat zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt, welche sie bis zur Befreiung Deutschlands in Aibach verbüßte. Auch Büchners Tochter war zeitweilig im KZ Ravensbrück inhaftiert.

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