Kurt Kresse

15. Mai 1904 Leipzig 
11. Januar 1945 Dresden
 
Kurt Kresse, Sohn eines klassenbewussten Arbeiters, erlernte den Beruf eines Buchdruckers. Während seiner Lehrzeit wurde er Mitglied der Gewerkschaft und der FSJ. In den Tagen des Kapp-Putsches stand der junge Lehrling an der Seite der revolutionären Arbeiter und beteiligte sich mit einer Jugendgruppe am Barrikadenbau gegen die konterrevolutionären Banden. Seit 1920 leistete er eine umfangreiche politische Arbeit als Funktionär der KJD. 
Da er in den Nachkriegsjahren in seinem Beruf keine Beschäftigung fand, arbeitete er einige Jahre in den Grubenrevieren des Ruhrgebiets und Ostthüringens. Hier nahm er an den Kämpfen der Bergarbeiter für die Verbesserung ihrer politischen und sozialen Lage teil. 1924 kehrte er nach Leipzig zurück und fand schließlich eine Arbeitsstelle als Buchdrucker. Im gleichen Jahr wurde er Mitglied der KPD. Im täglichen politischen Kampf entwickelte sich Kurt Kresse zu einem erfahrenen, immer einsatzbereiten Parteifunktionär; seine Genossen wählten ihn in die Bezirksleitung Westsachsen der KPD. In den letzten Jahren vor der Errichtung der faschistischen Diktatur war er Vorsitzender des Arbeitersportvereins "Fichte" im Bezirk Leipzig. 
Nach 1933 beteiligte er sich an der Organisierung von Solidaritätsaktionen für politische Gefangene und deren Familien. Mehrere Monate musste er 1933 und 1935 im Gefängnis zubringen. 
Kurt Kresse wurde einer der engsten Mitarbeiter des kommunistischen Reichstagsabgeordneten Georg Schumann, der während des zweiten Weltkrieges die Parteiorganisation der KPD in Sachsen leitete umd die Zusammenarbeit mit Hitlergegnern anderer Weltanschauung erweiterte. Kurt Kresse übernahm einen Teil der umfangreichen Betriebsarbeit der Organisation, knüpfte neue Beziehungen zu antifaschistschen Arbeitern in mehreren Leipziger Rüstungswerken und übermittelte ihnen Flugschriften und Ratschläge für eine wirkungsvolle Sabotage der Kriegsproduktion. An seinem Arbeitsplatz arbeitete er mit sowjetischen und tschechoslowakischen Zwangsarbeitern zusammen. Er brachte ihnen die Materialien der Leipziger Antifaschisten zur Kenntnis, in denen diese die Ziele des NKFD und dessen Programm zur Rettung der deutschen Nation erläuterten, und organisierte für die ausländischen Antifaschisten materielle Hilfe. 
Kurt Kresse wurde am 19. Juli 1944 verhaftet und wenige Monate später zusammen mit Georg Schumann und Otto Engert zum Tode verurteilt. Diese unerschrockenen Revolutionäre, die ihr ganzes Leben in den Dienst der Befreiung des deutschen Volkes von imperialistischer Ausbeutung, Unterdrückung und Kriegskatastrophen sowie der Errichtung eines freien, demokratischen und sozialistischen deutschen Staates gestellt hatten, starben auf der Richtstätte in Dresden. 
 
Dresden, den 11. Januar 1945
Meine Lieben! 
Heute abend um 18 Uhr habe ich es überstanden. Die Ungewißheit ist vorüber. Der Entscheid des Oberreichsanwaltes lautet: Vom Gnadenrecht wurde kein Gebrauch gemacht. So muß ich mit 40 Jahren mein Leben beschließen. Im Kreise meiner Kameraden verbringe ich die letzten Stunden. 
Ich habe keine Hoffnung mehr gehabt. Leider ist mein Leben mir nun nicht in voller Befriedigung abgeschlossen. Die Gewißheit, daß ich versucht habe, Euch, meinen Lieben, alles Gute zu bieten, ist für mich beruhigend. Euch allen wünsche ich im ferneren Leben das Beste und richte damit die letzten Grüße an Euch. 
Meine Liebe! Du hast die Tragik eines solchen Abschlusses im weiteren Leben allein zu tragen, und unseren Kindern mußt Du den Vater mit ersetzen. Halte Dich tapfer, meine Gute. Die letzten Grüße gelten Dir und meinen zwei Buben. 
Dein Kurt
Euer Vater
 
 
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