Otto Engert

24. Juli 1895 Pößdorf, Kreis Altenburg/Thüringen
11. Januar 1945 Dresden

Frühzeitig kam der junge Otto Engert durch seinen Beruf als Zimmerer zur Arbeiterbewegung. Er schloss sich 1913 der Sozialdemokratischen Partei an. Nach dem ersten Weltkrieg entschied er sich für den revolutionären Weg der Arbeiterklasse und trat 1919 der KPD bei. Unermüdlich und leidenschaftlich nahm er am revolutionären Kampf der Arbeiterklasse und am Aufbau der Parteiorganisationen im Kreis Altenburg teil. Bald wurde er von den Werktätigen in den Kreistag gewählt. Er vertrat von 1924 bis 1928 ihre Interessen im Thüringer Landtag. Wiederholt wurde er von der Klassenjustiz wegen seines Eintretens für die Rechte der Ausgebeuteten verfolgt. Otto Engert, der nur eine Dorfschule besucht hatte, erwarb sich zielbewusst ein gutes Allgemeinwissen und die notwendigen theoretischen Kenntnisse, um an der "Sächsischen Arbeiter-Zeitung" als Redakteur arbeiten zu können. 1929 Wurde er wegen von der Politik der KPD abweichender Auffassungen aus der Partei ausgeschlossen.
 Otto Engert wurde von den Faschisten 1933 acht Monate in den Konzentrationslagern Colditz und Sachsenburg gefangengehalten. Nach seiner Entlassung Anfang 1934 kehrte er in die Reihen der KPD zurück und beteiligte sich am organisierten Widerstandskampf. Während des zweiten Weltkrieges wurde er einer der zuverlässigsten und engsten Mitarbeiter Georg Schumanns und leitete mit ihm und Kurt Kresse von Leipzig aus die Arbeit der kommunistischen Organisationen und antifaschistischen Widerstandsgruppen in Sachsen. 
Otto Engert half bei der Zusammenfassung und Neubildung antifastischer Gruppen in großen Rüstungsbetrieben. Mit Georg Schumann erarbeitete er eines der ersten grundsätzlichen Dokumente der sächsischen Antifaschisten, die "Leitsätze über die Liquidierung des imperialistischen Krieges und der Naziherrschaft", die in der politisch-theoretischen Diskussion mit den kommunistischen Funktionären Arthur Hoffmann, William Zipperer und anderen präzisiert wurden. Nach der Gründung des NKFD im Juli 1943 bekannten sich Otto Engert und die Leipziger Widerstandskämpfer zu dessen Grundsätzen und Zielen. Es gelang ihnen, Hitlergegner bürgerlicher Herkunft und sozialdemokratische Freunde für den organisierten illegalen Kampf zu gewinnen. 
Mitte Juli 1944 verhaftete die Gestapo Otto Engert und viele seiner politischen Freunde. Vor dem faschistischen Gericht bekannte er sich mutig zu seinem Kampf für den Sturz der faschistischen Diktatur und für die Beendigung des verbrecherischen Krieges des faschistischen deutschen Imperialismus, für ein freies, demokratisches Deutschland und für den Sieg des Sozialismus. Mit Georg Schumann umd Kurt Kresse wurde er zum Tode verurteilt und in Dresden hingerichtet. 
 
Meine liebe, gute Milda! Ihr Lieben alle! 
Mit dem heutigen Tage scheide ich von Euch. Mein Leben hat sich erfüllt. Ich gebe es hin in dem Bewußtsein, das getan zu haben, wozu mich Überzeugung und Pflicht zwangen. Nur so könnt Ihr mich verstehen, das ist es, worum ich bitte. Darüber, ob das, was ich tat, richtig und notwendig war, wird einst die Geschichte entscheiden.
Meine liebste,beste Milda! Dir danke ich für all die große Liebe, Güte und Treue, mit der Du 25 Jahre mich umgeben hast. Ich wünsche Dir alles, alles Gute. Dein selbstgewählter Trauspruch "Wo Du hingehst, da will auch ich hingehen" erfüllt sich allerdings buchstäblich. * Bestattet mich in Altenburg. 
Schreib einmal: "Sein Leben und Sterben galt der Freiheit des Volkes." Ich denke an Dich bis zur letzten Minute. 
 
Dein Otto 
 
 
 
 
 
*Milda Engert war mit ihrem Mann verhaftet worden.
 
 
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